Marmorsaal nach Restaurierung wiedereröffnet

11.04.2016 Potsdam

Der Marmorsaal im Neuen Palais ist wieder für Besucher offen 

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) hat die im Mai 2013 begonnene Restaurierung des Marmorsaals im Neuen Palais in Potsdam abgeschlossen. Damit ist vom 13. April 2016 an auch der zweite der beiden zentralen Festsäle des Hauses wieder in den Besucherrundgang durch das Gästeschloss Friedrichs des Großen (1712–1786) integriert und für die Potsdamer und ihre Gäste zugänglich. Der Grottensaal im Untergeschoss, dessen Sanierung ebenfalls 2013 begann, konnte bereits im Juli 2015 wiedereröffnet werden. 

Möglich geworden sind die umfassenden Instandsetzungsarbeiten im Marmor- und im Grottensaal durch das Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (Masterplan), das die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten) für die Jahre 2008 bis 2017 zur Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft aufgelegt haben. Die Gesamtkosten für die Sanierung von Grotten- und Marmorsaal sowie für die statische Ertüchtigung der dazwischen liegenden Holzbalkendecke belaufen sich auf 4,9 Millionen Euro.


Geschichte des Marmorsaals

Der zentrale Festsaal des Neuen Palais wurde von dem Architekten Carl von Gontard (1731–1791) nach dem Vorbild des Marmorsaals im Potsdamer Stadtschloss gestaltet. Die Ausführung des Fußbodens in den Jahren 1766 und 1767 hatten der künstlerisch und unternehmerisch vielseitig tätige Johann Melchior Kambly (1718-1783) und der Dekorationsbildhauer Matthias Müller (von 1745 bis 1774 in Potsdam tätig) übernommen, wobei sicher ersterem die Gesamtleitung zuzuschreiben ist.

Die vier großformatigen Wandgemälde waren von Friedrich dem Großen bereits vor dem Siebenjährigen Krieg (1756–1763) in Auftrag gegeben worden. Es handelt sich um die Arbeiten „Triumph des Bacchus und der Ariadne“ (1757) von Jean Restout (1692–1768), „Das Urteil des Paris“ von Jean-Baptiste Marie Pierre (1714–1789), „Raub der Helena“ von Antoine Pesne (1683-1757) und „Opferung der Iphigenie“ (1757) von Carle van Loo (1705–1765). Das Deckengemälde „Ganymed wird von Hebe in den Olymp eingeführt“ schuf 1769 der Nachfolger Pesnes als Hofmaler, Charles-Amédée-Philippe van Loo (1719–1795).

Eine Besonderheit des Marmorsaals ist die gewaltige Spannweite des für den Fußboden eingebrachten Tragwerks. Diese flache Sprengwerkkonstruktion mit Schubverzahnung überbrückt 18,40 Meter und wurde entgegen den Warnungen der Baumeister, die für den darunter liegenden Grottensaal ein massives Flachgewölbe geplant hatten, als Holzbalkendecke ausgeführt. Friedrich der Große sprach sich ausdrücklich für diese kostengünstigere Variante aus. Doch bereits 1774 musste die Konstruktion umfangreich saniert werden. Da die Balken mit einer zu hohen Holzfeuchte verbaut und zusätzlich durch die Schleifarbeiten am Natursteinbelag des Fußbodens von oben durchfeuchtet worden waren, bestand durch schnell eintretende Fäulnisschäden Einsturzgefahr. Der gesamte Fußboden mit einem Gewicht von ca. 90 Tonnen wurde aufgenommen. Um die Stuckdecke über dem Grottensaal zu erhalten, wurden zwischen den vorhandenen Balken jeweils neue Holzbalken eingebaut, wodurch sich die lichten Balkenabstände extrem verringerten. Die sandsteinernen Trägerplatten mit den farbig inkrustierten Oberflächen wurden nun trocken im Sandbett auf dem Bohlenbelag verlegt, um keine weitere Feuchte in den Unterbau zu bringen.

Durch den Verbleib der fäulnisgeschädigten Hölzer kam es jedoch erneut zu Beeinträchtigungen. Die trocken verlegten Trägerplatten verschoben sich gegeneinander. 1791 wurden daher weitere Sanierungsmaßnahmen nötig. Der Fußboden wurde abermals komplett aufgenommen und die Tragwerkkonstruktion freigelegt. Ein Großteil der von Fäulnis befallenen alten Balken wurde nun ausgetauscht, der Bohlenbelag erneuert und für eine bessere Belüftung gesorgt.

Während der Untersuchungen zur Deckensanierung unter der benachbarten Großen Kammer im Februar 2008 wurden so starke Schädigungen an den konstruktiven Hölzern der Decke zwischen Grotten- und Marmorsaal festgestellt, dass ihre Tragfähigkeit nicht mehr ausreichend gegeben war. Der Marmorsaal musste für Besucher gesperrt werden. Im Grottensaal wurden Schutzdächer aufgestellt, um die Besucher vor herab fallenden Stuckteilen zu bewahren. Die beiden Festsäle des Schlosses waren nur noch eingeschränkt zu besichtigen, und es bestand dringender Sanierungsbedarf.

 
 
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